Universum Mensch

13. April 2024
19:30
Universum Mensch
Kathrin Hottiger SOPRAN

Über das Individuelle: emotio

französisch émotion, zu: émouvoir = bewegen, erregen < lateinisch emovere = herausbewegen, emporwühlen

Prospero Consort
Leonie Flaksman – Violine
Daria Spiridonova – Violine
Dominik Klauser – Viola
Marie-Louise Wundling – Cello
Lukas Stamm – Cembalo
Kathrin Hottiger, Sopran
Mei Kamikawa, Oboe

Dieter Ammann (*1962) Piece for cello. Imagination against numbers
John Dowland (1563 – 1626) Come away, sweet Love
Volkslied S isch äbe ne Mönsch uf Ärde
Improvisation über Volkslied für Cembalo solo
György Kurtág (*1926) aus Jelek, játékok és üzenetek für Streichtrio
L’homme est une fleur
Jelek VI
György Kurtág Kafka-Fragment: 4b. Eine lange Geschichte
Luca Marenzio (1553 – 1599) Sul carro della mente auriga siedi. arr.. für Streichquartett
Volkslied Schönster Abestern
György Kurtág A Very Slow Waltz
Jelek II
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Weichet nur, betrübte Schatten. Hochzeitskantate BWV 202

In unserem Konzertprogramm „Universum Mensch“ begegnen wir dem Menschen als Universum von Gedanken, Gefühlen, Empfindungen und Eindrücken. Wir verbinden die Welt der Barockmusik mit zeitgenössischen Werken, die Kommentare, Ergänzungen und Erweiterungen zu den barocken Stücken sind. Wie in einem Drehbuch folgen wir Gefühlszuständen von Melancholie über Hoffnung bis hin zum Happy-End in Johann Sebastian Bachs Hochzeitskantate, die sich mit dem Wesen der Liebe auseinandersetzt.
Auf dem Weg finden wir: Schweizer Volkslieder, die uns auf eine sehr direkte Weise emotional ansprechen, Musik aus der Zeit um 1600, von John Dowland und Luca Marenzio, die die geistige Wende zum Individualismus, der Beschäftigung mit den eigenen Emotionen zeigt. Wir finden ein Kafka-Fragment von György Kurtág, das mit lakonischer Ironie über Gefühle nachdenkt und eine ganz persönliche emotionale Auseinandersetzung in einer Improvisation. Die Jeleks von Kurtág, kurze, fragmentarische Stücke für Streichtrio, welche oft spontan entstanden, begleiten uns wie musikalische Tagebucheintragungen als roten Faden durch das Programm. In diese sehr unterschiedlichen Gefühlswelten einführen wird Dieter Ammanns Stück für Cello solo, das sich mit der Auseinandersetzung zwischen „imagination against numbers“ beschäftigt.
Am Ende des Programms steht Johann Sebastian Bachs Kantate „Weichet nur, betrübte Schatten“, wunderbare Musik über das Wesen der Liebe, die wohl für seine eigene Hochzeit entstanden ist. Von den zarten Arpeggi des Sonnenaufgangs im ersten Arioso über das Besingen der zärtlichen Frühlingswinde bis zum volkstümlich-tänzerischen Gavotte am Ende zeigt sich Bach hier als sinnlicher, witziger Musiker, der die vielfältigen Gefühlswelten des Menschen auf meisterhafte Weise, mit zärtlicher Ironie und Sinn für fast opernhafte Theatralik in Musik verwandelt.